Jahresbericht 2017

Die St. Josef-Schule in Calcutta/Indien 2017

Hilfe für die Ärmsten der Armen, die Kinder und deren Familien, in einer der ärmsten Slums in Kalkutta

Liebe Freunde der Slumschule in Kalkutta,

ich freue mich sehr, Euch die neuesten Eindrücke aus Kalkutta mitzuteilen. Im Frühling dieses Jahres war ich nun zum 26. Mal in Kalkutta. Am 26.03.2017 hatte ich mit Veronika, der Schulleiterin noch ein längeres Telefonat. Sie sagte mir, dass sie sich nicht wohlfühle und sie immer wieder Schwierigkeiten mit dem Atmen habe. Ich safte ihr, dass sie in ein gutes Krankenhaus gehen solle und wir natürlich die Kosten übernehmen. Das war das letzte Mal, dass ich mit Veronika sprechen konnte. Sie starb zwei Wochen später am 09.04.2017. Ihr ganzer Körper war total verkrebst. Sie hatte erst zwei Wochen vor ihrem Tod die ersten Symptome. Ich habe sehr, sehr geweint, da für mich Veronika, mit der ich vor 21 Jahren diese Schule für die Ärmsten der Armen grünen durfte, wie eine Heilige war. Sie hat selbstlos in grosser Hingabe die Armen geliebt und ihr ganzes Herz in dieses kleine Hilfsprojekt gelegt. Acht Tage nach ihrem Tod bin ich in Calcutta eingetroffen und die Familie war sehr froh, dass ich kam. Veronika wollte mich noch so gern sehen, leider ist ihr dieser Wunsch nicht mehr erfüllt worden. Wir haben seit 9 Jahren die Nachfolge aufgebaut. Ihre Schwiegertochter Priti und ihr Sohn Joseph leiten nun die Schule gemeinsam mit Jose, dem Mann von Veronika. Ich bin sehr froh, dass Veronika in den letzten Jahren ihr ganzes Wissen an ihren Sohn und ihre Schwiegertochter weitergeben konnte. Die Schule wird im gleichen Geist und Liebe geleitet und mit grosser Hingabe. Darüber sind wir sehr glücklich.

Nachfolgend können Sie Priti und mich sehen. Hier haben wir gerade eine Sprechstunde, bzw. viele Stunden mit den Menschen der Familienhilfe.

Wir freuen uns alle sehr, dass die Schule nun schon seit 21 Jahren besteht und vielen Kindern die Möglichkeit für eine menschenwürdigere Zukunft bietet. Ohne alle eure Opfer wäre dies nie möglich geworden. Dieses Jahr konnte sehr viel Hilfe auf den Weg gebracht werden. Durch eine Vielzahl von Spenden in der Schweiz und in Deutschland werden dieses Jahr sage und schreibe 110.000 Euro (126.000 SFR) für die Ärmsten der Armen eingesetzt. Das ist wirklich grossartig.
Leider ist uns das Gründen des Nähgeschäfts noch nicht gelungen, da die entsprechenden Räumlichkeiten schwer zu finden sind.
Der Stadtteil Pilkhana-Howrah in Calcutta, wo wir die Schule haben, ist der dicht besiedelste Ort der Welt. Deshalb braucht es auch Zeit, die geeigneten Räumlichkeiten zu finden. Wir möchten im Rahmen der Ausgliederung der Nähschule folgendes verfolgen: Wir suchen 2 Räume wenige Gehminuten von der Schule entfernt, aber nicht im Slum, sondern im besten an der Hauptstrasse G.T.C.Road. Wir möchten hier ein Schneidergeschäft gründen mit der angegliederten Nähschule. Dort werden drei von uns ausgebildete Schneiderinnen von uns zu fairen Bedingungen angestellt werden und zusätzlich werden wir noch eine besser qualifizierte Schneiderin anstellen, um die Qualität der Produkte zu verbessern, um so auch Waren verkaufen zu können. Die Investition in die Nähschule und das Schneidergeschäft wird keine weiteren Kosten verursachen, da die Gehälter der Schneiderinnen aus dem Verkaufserlös bezahlt werden sollen. Mittelfristig in den nächsten 3 bis 5 Jahren streben wir an, dass die Produkte so gut sind, dass sie auch in Europa geschätzt sind und so die Nähschule sich vielleicht aus dem Verkaufserlös in Europa tragen könnte und nur noch die Mittelschule auf die Spenden angewiesen wäre. Die diesjährigen angegebenen Fixkosten haben sich um 4000 Euro erhöht auf 74.000 Euro (85.000 SFR), da der Wechselkurs des Euro und des Franken gegenüber der Rupie schlechter war, als angenommen. Die laufenden Kosten sollen nicht steigen, es sei denn, es ist wechselkursbedingt. Für uns ist es wichtig, dass wir die 205 Kinder verantwortungsvoll in eine menschenwürdige Zukunft führen. Somit ist es unser Ziel, das Niveau, wie wir es jetzt haben, zu halten und die bestmögliche Qualität an Bildung für die Kinder zu ermöglichen. Die Ausgaben für die Nahrungsmittel fü die täglichen Mahlzeiten sind auch gestiegen und wir haben nochmals 10 Familien mehr in der Familienhilfe als 2016, mittlerweile sind es 172.

Die Familien leben in unvorstellbaren Unterkünften. Hier kann man die Unterkünfte direkt beim Müllberg sehen und an der Bahnlinie, sowie auch das Vorbereiten der Nahrungsmittelhilfe, die jeden Dienstag stattfindet.

Der sicherste und kürzeste Weg heraus aus der Armut ist der Schulweg.
Dies ist nur möglich, weil es euch gibt, viele Menschen guten Willens, die bereit sind, zu teilen. Die Kinder sind sehr glücklich, dass sie bis zur 7. Klasse bei uns sein können.
Mittlerweile können wir auf 13 Klassenzimmer zurückgreifen. Für die immer wieder notwendigen Renovationen und Instandhaltungsarbeiten benötigten wir dieses Jahr 2000 Euro (2300 SFR). Seit Januar 2016 sind es nun konstant 205 Kinder. Wir sind sehr glücklich, dass wir – dank euch – so vielen Kindern eine menschenwürdigere Zukunft eröffnen können.
Die Kinder und die Eltern sind sehr dankbar, dass sie in der Schule täglich eine vollwertige, warme Mahlzeit essen können.

«Wir wissen, wir sind nur ein Tropfen im Ozean der Armut, wäre dieser aber nicht, würde man ihn vermissen.» (Mutter Teresa)

Zusätzlich haben wir in diesem Jahr noch weitere 19.000 Euro (22.000 SFR) in einmalige Hilfen für die Ärmsten der Armen ermöglichen können.
Das Erhöhen des Bodenniveaus in den Hütten, damit die Kloake im Monsun nicht in den Wohnraum kommt. Des weiteren haben wir viele Hütten mit neuen Planen bestückt, damit es im Monsun nicht hineinregnet. Diese konkreten Hilfen sind sehr nützlich für die Armen, damit sie weniger krank sind und infolge von Krankheit auch weniger sterben.
Diese Erhöhung des Bodenniveaus können Sie auf dem nachfolgenden Bild gut sehen. Der Boden ist nun nicht mehr aus Erde, sondern aus Zement.

Auch konnten wir drei Familien in eine menschenwürdigere Unterkunft verhelfen. Einer Familienmutter, welche mit ihren beiden Kindern und ihrer Schwester direkt neben einer offenen Kanalisation lebte, in einem unglaublichen Rattenloch auf ca. 5-6 Quadratmetern, haben wir neben all der Lebensmittelhilfe und der medizinischen Hilfe in Folge der Tuberkulose nun endlich helfen können.
Wir sind sehr glücklich, dass wir dank euch Babli eine menschenwürdige Unterkunft zur Verfügung stellen konnten, wie sie auf den nachfolgenden Bilder sehen. Dieses Zimmer hat nun ca. 16 Quadratmeter Wohnfläche mit Strom, Wasser und einem grossen Fenster. Wir haben alles verputzt und gemalt und einen Boden reingelegt.

Diese Unterkunft haben wir mit den Rennovationskosten für 4000 Euro (4600 SFR) erworben. Ich soll Ihnen von Babli aus tiefstem Herzen danken.

Mit all den zusätzlichen Mitteln haben wir einmalige Hilfen ausgelöst, sodass dauerhaft die Kosten für das Projekt nicht zu stark steigen.
Mittlerweile fördern wir jede Woche 172 Familien mit Nahrungsrationen, das sind nochmals 10 Familien mehr als im letzten Jahr. Von dieser Hilfe profitieren über 800 Menschen. Sie bekommen immer am Dienstag einen «Essenskorb» mit 3-5 kg Reis, 1/2 kg Dall (Linsen), 4 Eiern, 1-2 kg Kartoffeln und einmal im Monat auch Waschseife und manchmal auch Öl zum Kochen. Für diese Familienhilfe benötigen wir im Jahr ca. 24 Tonnen Reis, 3 Tonnen Dall (Linsen), über 33.000 Eier, ca. 2 Tonnen Waschseife zum Wäsche waschen und ca. 900 Liter Öl.
Ohne eure Hilfe wären viele Kinder nicht mehr am Leben oder schwer erkrankt, ebenso deren Eltern. Der Hunger ist täglich zu Gast bei den Familien im Slum. All die Familienväter, wie auch Mütter werden vielfach für einen Hungerlohn ausgebeutet.
Ein Monatslohn von 25-30 Euro bei über 60 Wochenstunden ist üblich im Slum. Das Einkommen reicht ihnen aus, um an 4 Tagen in der Woche zu essen. Mit den Essrationen decken wir die anderen 3 Tage der Woche ab.
Auf dem nachfolgenden Bild sehen sie eine Familienmutter, die unzählige Reissverschlüsse am Tag macht. Sie erhält für 8 Stunden Arbeit einen Lohn von 25 Cent/Tag. Die Familie ist darauf angewiesen.

Oftmals laufen einem einfach die Tränen über das Gesicht, wenn man die Ausbeutung sieht, man kann es gar nicht kontrollieren. Obwohl ich schon so oft dort war, kann ich nicht begreifen, warum das passiert. Wir leben auf einer Erde. Schade, dass es Menschen gibt, die andere Menschen derart ausbeuten. Mir ist bewusst, dass dies sich nicht ändern wird, aber durch den Tropfen im Ozean der Armut, dem Tropfen der Liebe und Hoffnung, wird sich für den einzelnen viel ändern und das gibt mir und uns allen Hoffnung. Danke, daa ihr diese von grosser Not gezeichneten Menschen nicht vergesst.
Ohne Bildung ist das Entrinnen aus dem «Teufelskreis» der Armut nicht möglich. Es bleibt ihnen dann nur ein Leben in Ausbeutung und Unterdrückung.
Wir sind sehr bemüht, die Schüler weiter zu bilden, um eine gute Perspektive für eine ordentliche Arbeit bei einem anständigen Lohn zu ermöglichen.

Hier können Sie den EDV-Raum sehen.

Allen ist bewusst, dass der sicherste und kürzeste Weg aus der Armut der Schulweg ist.
Ich freue mich auch sehr darüber, dass nahezu alle Mädchen, die bei uns eine Schneiderinnenausbildung gemacht haben, im letzten Jahr eine Stelle gefunden haben oder genug Aufträge erhalten haben, um ein menschenwürdigeres Leben zu führen. Die ausgebildeten Schneiderinnen haben nun vielfach ein Monatseinkommen von 50–60 Euro.

In diesem Jahr konnten wir 35 Menschen das Augenlicht erhalten. Viele Eltern der Schulkinder leiden unter dem Grauen Star. Ohne eine Operation wären sie erblindet. Ich möchte mich sehr bedanken, dass durch all eure Opfer diese Hilfe möglich wurde. Eine Operation am Grauen Star kostet 150 Euro. Ich habe auch alle armen Menschen im Slum besucht, die in den letzten Jahren an den Augen operiert wurden. Sie alle sehen wieder sehr gut und haben keine Komplikationen. Das ist doch wunderschön! Insgesamt haben wir nun in den letzten Jahren 171 Menschen vor Blindheit bewahren können.

Hier können Sie meine Frau beim Besuch in der Augenklinik sehen. Die Armen sind sehr froh, dass sie sehen dürfen. Natürlich wurde der Flug, wie auch mein eigener Flug selbst bezahlt. Es kommen immer 100% im Projekt an.

Nach wie vor sind die medizinischen Kosten für die Armen ein echtes Problem. In Indien gibt es keine gesetzliche Krankenkasse wie bei uns. Wer kein Geld für eine Behandlung hat, stirbt. Von dieser bitteren Realität sind viele Kinder und deren Eltern betroffen.
Ghita hat schwere Verbrennungen erlitten. Sie wird dieses Jahr noch einen plastischen, chirurgischen Eingriff erhalten, sodass sie den Hald und den Arm wieder besser bewegen kann. Dieser Eingriff wird ca. 2000 Euro (2300 SFR) kosten.

Durch meine mehr als 17-jährige Tätigkeit im Gesundheitswesen in der Schweiz, konnte ich immer wieder neue und gute Kontakte knüpfen.
Die Gründung des gemeinnützig anerkannten Fördervereins St. Josefschule Calcutta in Schaffhausen im November 2012 ist ein echter Segen.
Durch die Verbreitung des Projektes in der Schweiz, wie auch in Deutschland ist dieses kleine Hilfsprojekt stetig gewachsen.
Nach wie vor bleibe ich dem Grundsatz treu, dass kein Geld für Verwaltung ausgegeben wird. Alles was an Verwaltungskosten anfällt, wie Flüge, Porto, Broschüren, etc. wird von meiner Familie selbst getragen und dies soll auch so bleiben, damit jeder einzelne Cent bei den Armen ankommt.
Ohne die Treue und das Vertrauen der Freunde der Armen in all den Jahren, wären wir heute nicht wo wir jetzt stehen. Wir freuen uns über jede Form der Unterstützung. Sei es durch ein finanzielles Opfer oder auch durch ein Gebet.

Am 21.07.2014 wurde in Konstanz der Freundeskreis St.Josefschule Calcutta gegründet. Hirbei handelt es sich nicht um eine juristische Person, sondern um einen Kreis von Menschen guten Willens, die bereit sind, die Schule in Calcutta durch das Initiieren von Veranstaltungen und dem damit verbundenen erwirtschafteten Erlös, finanziell zu unterstützen.
Den Vorsitz hat Walter Stolz aus Konstanz. Ich selbst bin als Mitbegründer der St.Josefschule ebenso in diesem Freundeskreis tätig.
Erfreulicherweise hat der Dekan des Konstanzer Münsters die Caritativität der St.Josefschule in Calcutta anerkannt. Somit ist es nun möglich, für alle die es möchten, auch in Deutschland eine Spendenquittung zu erhalten. Die Kontoangaben finden sie unter der Ikone «Spenden» auf der Homepage. Alle die keine Spendenquittung möchten, können nach wie vor den bisherigen Weg mit der direkten Überweisung auf das Schulkonto verwenden, wie unter der Ikone «Spenden» bekannt.

Durch die vielfältigen Aktivitäten könnt ihr sehen, wie nötig und vielfältig die Hilfe im Zusammenhang mit unserem Grundauftrag der Schule ist. Die Bildung ist für uns das Wichtigste. Hier sind die Lehrer durch ihr grosses Engagement und stetiger Verbesserung der Lehrqualität ein echter Meilenstein.
Ohne Bildung haben die Kinder eine schreckliche Zukunft zu erwarten. Eine Zukunft, die wir uns lieber nicht vorstellen, so hast ist sie.
Uns ist aber bewusst, dass wir nur ein Tropfen in diesem Ozean der Armut sind. Dennoch werden wir nicht müde, weiter für die von Leid und Elend gezeichneten Kinder und deren Familien einzustehen.

Ich möchte euch allen sagen, dass wir natürlich in erster Linie einen Auftrag für die Bildung der Kinder haben. Jedoch wird immer deutlicher, dass wir dieses Thema nicht isoliert von den anderen wichtigen Lebensthemen betrachten können. Einem Kind nützt die Bildung in der Schule nichts, wenn es nicht ausreichen zu essen hat. Auch nützt dem armen Kind die Bildung nichts, wenn es aufgrund einer Augenerkrankung erblindet, oder aufgrund der Tuberkulose stirbt. So fallen immer vielfältigere Aufgaben für uns an, damit wir den Kindern langfristig helfen können. Diese vielfältigen Zusatzaufgaben, die ich kurz angesprochen habe, sind in unserer jährlichen Ausgabenplanung nur teilweile berücksichtigt. Wir önnen dies nur immer wieder tun, weil es immer überraschende Einzelspenden gibt, die besonders auch für medizinische Hile gegeben werden.
Wir haben dieses Jahr ca. 15.000 Euro für konkrete medizinische Hilfe einsetzten können.

Hier sehen Sie das Bein eines 45-jährigen Familienvaters, der an Elephantiasis leidet. Auch hier versuchen wir, das Leid zu lindern.

In Konstanz hat das Humboldtgymnasium 2016 eine dreijährige Patenschaft mit der Schule übernommen und unterstützt das Projekt unter anderem mit einem Sponsorenlauf. Die Kinder frueen sich riesig über diese Brücke der Freundschaft.

Hier können Sie meine Frau mit zwei ehemaligen Schülern von uns sehen, Farida und Rukaja, die nun auf fortführenden Schulen sind. Auch hier bezahlen wir das Schulgeld und die Bücher.

Mit diesem schönen Bild von einem Kind, welches dank euch nach einer TB-Erkrankung wieder genesen konnte, möchte ich mich verabschieden. Die hat noch ein Plüschtier aus Schaffhausen erhalten, worüber sie sich sehr freut. Es ist grossartig zu wissen, dass diese Kinder eine Zukunft vor Augen haben, die nicht mehr von Ausbeutung und Unterdrückung geprägt sein wird, dank euch allen!

Ich freue mich schon jetzt darauf, auch im nächsten Jahr am 02.04.2018 wieder nach Kalkutta zu gehen für unser Projekt, die St. Josef-Schule.
Ich wünsche Euch nun einen besinnlichen Advent, gnadenreiche Weihnacht und Gottes Segen für das neue Jahr 2018


Familie Marcus Pohl
In den Linden 15
D-78359 Orsingen
Telefon: 07774/922897
E-Mail: pohl-marcus@web.de

Gerne gebe ich euch in diesem PDF noch einen Einblick in die Ausgaben des Jahres 2017:
zu den Ausgaben 2017