Jahresbericht 2010

Die St.Josef-Schule in Calcutta/Indien 2010
Hilfe für die Ärmsten der Armen, die Kinder und deren Familien, in einem der ärmsten Slums in Kalkutta

Liebe Freunde der Slumschule in Calcutta,
Ich freue mich sehr, euch die neuesten Eindrücke aus Calcutta mitzuteilen. Am 21. April diesen Jahres war es sehr ungewiss, ob ich nach Calcutta fliegen kann, da der isländische Vulkan den Flugverkehr lahm legte. Am 21.04.2010 war überhaupt der erste Tag nach dem Flugverbot, an dem teilweise geflogen werden durfte. Als ich morgens um 5 Uhr in Frankfurt ankam, gab es eine lange Schlange vor den Intercontinentalschaltern. Es waren immer noch fast alle Flüge gestrichen. Als ich an der Reihe war, sagte mir die Angestellte der Airline: «Ihr Flug nach Calcutta geht raus». Ich war überglücklich, wie auch Veronika, unsere Schulleiterin, weil wir wussten welch grosse Freude und Hoffnung wir den Ärmsten der Armen schenken werden. Von dieser Zeit möchte ich euch gerne berichten, damit ihr seht und in eurem Herzen begreift, wie viel Freude und Hoffung auf ein Leben in Würde ihr ermöglicht habt. Das war mittlerweile mein 19. Aufenthalt in Calcutta. In diesem Jahr konnten wir 3 Menschen das Augenlicht erhalten oder wieder schenken. Es handelt sich um ein 10-jahriges Mädchen namens Puja, welches über dem rechten Auge einen Tumor hatte der auf den Sehnerv drückte. Diese Augenoperation ist erfolgreich verlaufen und Puja kann wieder sehen.
Ebenso freuen wir uns über die Geschichte von 2 Familienvätern. Subash, der 70 Stunden in der Woche kleine Tontöpfe macht, die für das Trinken des Tees verwendet werden, litt an grauem Star auf beiden Augen und seine Sehfähigkeit war stark reduziert. Ohne eine Behandlung wäre er erblindet und hätte seiner Arbeit nicht mehr nachgehen können und somit auch für seine Familie nicht mehr sorgen können. Die beiden Kinder von Subash gehen bei uns zur Schule. Er verdient im Monat durch die Tontöpfe ca. 20 Euro. Die Augenoperation kostete 150 Euro. Dieser Betrag wäre für Subash niemals erschwinglich gewesen, da seine Familie selber nicht genug hat für das tägliche Brot. Wir haben diese Operation gerne finanziert, dank euch allen. Die Operation fand am 01.05.2010 statt, als ich noch in Calcutta war. Veronika und ich haben dies lange telefonisch vorbereitet, damit alle notwendigen Untersuchungen gemacht sind, wie ein Blutbild und ein EKG vor der Operation. Subash geht es mittlerweile sehr gut. Er ist dankbar, dass er wieder gut sehen kann und er für seine Familie da sein darf. Dies gilt auch für die dritte Augenoperation von Hamid, welcher auf einem Auge blind ist und das andere Auge durch grauen Star bedroht war. Hamid konnte das Augenlicht des einen Auges gerettet werden und auch er kann nun wieder seiner Arbeit nachgehen und für die Familie da sein, die wir auch bei uns im Familienförderprogramm haben. Für alle drei Augenoperation haben wir ca. 500 Euro ausgegeben. Mittlerweile fördern wir 67 Familien mit Nahrungsrationen jede Woche, was 20 Familien mehr als letztes Jahr sind. Sie bekommen immer an Dienstag einen «Esskorb» mit 3-5kg Reis, 1kg Dall (Linsen), 5-10 Eier, 1-2 Kg Kartoffeln und manchmal auch Waschseife und Öl zum Kochen. Für diese Familienhilfe benötigen wir pro Jahr ca. 9 Tonnen Reis, l,5 Tonnen Dall (Linsen), 22.000 Eier, ca. 250 Kg Wachseife zum Wäsche waschen und 300 Liter ÖL. Unsere Schulkinder kommen überwiegend aus diesen Familien.
Die Kinder in der Schule haben grosse Fortschritte gemacht. Die Kenntnisse im Rechnen, Lesen, Schreiben, Hindi, Bengali und Englisch haben sich stark verbessert. Die Qualität des Lehrens ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Unsere Englischlehrerin Pritty hat hier auch deutlich zur Qualitätsverbesserung beigetragen. Uns ist es allen ein grosses Anliegen, die Schulkinder nachhaltig begleiten zu können. Unser Ziel ist es, so viele Kinder, wie nur möglich nach Beendigung der Grundschule über Stipendien in fortführende Schulen zu senden. Mittlerweile besuchen 68 Kinder fortführende Schulen, das sind 10 mehr als letztes Jahr. Sie werden von uns nach wie vor unterstützt für die Schulbücher oder Schuluniformen, für alles was sie zum Lernen brauchen. Durch die Bildung haben die Kinder eine echte Chance dem Teufelskreislauf der Armut und Ausbeutung zu entrinnen.
Neben all diesen Bemühungen, sind wir auch bestrebt, die medizinische Grundversorgung für die Familien und deren Kinder zu verbessern.
Momentan leiden 7 Kinder unserer Schule an Tuberkulose. Wir betreiben hier mit der St. Thomas Kirche eine engere Zusammenarbeit. Eine unserer Lehrerinnen, Stella begleitet die Kinder, wann immer es nötig ist zum Arzt, oder in die Tuberkulose-Klinik der St. Thomas Kirche. Dort sind deutsche Ärzte tätig. Die Kinder erhalten hier umsonst die Medikamente zur Behandlung der Tuberkulose. Der Weg dorthin ist weit und die Kinder werden von Stella begleitet. Wenn die Kinder während dem Jahr erkranken, unternehmen wir alles, um den Kindern die ärztliche Versorgung zu ermöglichen.
Nach wie vor haben wir ca. 140 Kinder in unsere Schule in 6 Klassenzimmern. Vier Klassenzimmer gehören der Schule. Diese haben wir im Jahr 2005 gekauft. Die anderen 2 Klassenzimmer sind gemietet. In diesen befindet sich die Nähschule. Der Hausbesitzer möchte nun aber diese Klassenzimmer verkaufen. Somit kommt im nächsten Jahr für den Kauf dieser beiden Klassenzimmer ein Extrabetrag von ca. 5000 Euro auf uns zu. Ich bin sehr zuversichtlich, dass auch hier wieder eine «Türe» sich öffnen wird.
Dieses Jahr machte uns auch der schwache Eurokurs zu schaffen. Wir haben anstatt 68 Rs im Vorjahr nur 58 Rs für einen Euro erhalten. Falls der Kurs sich bei 60 Rs einspielen sollte, würde das bei den jetzigen Aktivitäten nochmals einen Mehraufwand von 4000 Euro bedeuten. Lasst uns dies alles in Gottes Hand legen, dann wird es bestimmt gut.
In diesem Jahr haben 18 Nähschulmädchen ihren Abschluss erfolgreich gemacht. Wir freuen uns sehr, dass 9 eine Festanstellung bei einer Schneiderei gefunden haben, welche von einer Italienerin betreut wird. Wir arbeiten häufig mit ihr zusammen. Sie erhalten dort einen Monatslohn von ca. 50 Euro, das sind 3000 Rupees; dies ist ein grosser Fortschritt für diese jungen Mädchen. Die anderen Abgänger haben keine Festanstellung, jedoch haben sie immer wieder mehrere private Aufträge im Monat und somit auch ein gewisses Einkommen.
Ich möchte euch nun auf den nächsten Seiten gerne einige Bilder zeigen und an dieser Stelle euch alle in den Arm nehmen von den Kindern und den Lehrern. Ohne eure Hilfe wären viele Tränen nicht getrocknet worden. Tränen haben sich vielfach in ein Lachen verwandelt und in Hoffnung dank eurer Liebe und eurer Opfer. Vielen Dank an all diejenigen, die zu diesem kleinen, jedoch wunderbaren Werk beitragen.

Hier können sie Subash mit seiner Familie sehen, der auf beiden Augen an grauem Star erkrankt ist. Mittlerweile kann er nach der geglückten Operation am 01.05.2010 wieder shr gut auf beiden Augen sehen und ist wieder ganz für seine Familie da. Das ist doch wunderbar.

Der 10-jährige Junge auf dem Bild heisst Baloo. Er musste bisher in einer T-Shirtfabrik arbeiten und erhielt einen Wochenlohn von 30 Cent. Das ist kein Schreibfehler, er erhielt 30 Cent in der Woche! Das eine Kilo Reis und die 4 Eier, die er davon kaufen konnte war für die Familie überlebensnotwendig. Mittlerweile geht Baloo zur Schule und das Essen für das gesamte Jahr ist durch euch finanziert.

Auf diesem Bild sehen sie Akshmeri, eine an Asthma leidende Mutter. Auch ihre Kinder sind bei uns in der Schule. Diese Familie ist bei uns im Familienförderprogramm. Insgesamt sind es 67 Familien, das sind mehr als 300 Menschen.

Auch unsere liebe «Bethlehemfamilie» wird nach wie vor von uns unterstützt. Der Vater ist sehr fleissig und macht Tontöpfe. Bei einem Monatslohn von 20 Euro, ist es ausgeschlossen seine 4 Kinder zu ernähren.

Vor zwei Jahren erkrankte Resma Parveen, das Mädchen links auf dem Bild an Tuberkulose. Dank eurer Hilfe konnte dem Mädchen geholfen werden, Reesma ist kerngesund, wie ihre 4 Geschwister. Sie gehen mittlerweile alle zur Schule und werden auch mit Nahrung für ein weiteres Jahr unterstützt.

Der Leitsatz von Mutter Teresa ist uns in unsere Arbeit sehr wichtig: «Die Armen sind nicht dazu da, uns zu finden, sondern das wir sie finden». Deshalb gehen wir immer alle Familien in ihrer Hütten besuchen, um dort die genaue Situation zu sehen. Dann laden wir sie zu einem Gespräch in die Schule ein. Dort können wir dann gezielt die Hilfe besprechen. Wenn ich in Calcutta bin beginnt der Tag um 04.40h und endet um 00.00 h

Wir freuen uns, dass in diesem Jahr 9 Nahschülerinnen eine Festanstellung gefunden haben bei einer Schneiderei, welche von einer Italienerin geleitet wird. Hier haben die Mädchen gute Arbeitsbedingungen und werden nicht ausgebeutet. Sie erhalten einen festen Monatslohn von 50 Euro. Dies ermöglicht ihnen täglich 3x zu Essen, einmal im Jahr einen Arzt aufzusuchen, die Medikamente zu bezahlen und auch neue Stoffe zu kaufen, um sich oder der Familie etwas zu nähen. Das sind echte Fortschritte.

Hier können sie Hamid sehen der auf einem Auge erblindet ist. Das zweite Auge drohte auch zu erblinden, da er an grauem Star litt. Dank der Operation, die 150 Euro kostete, konnte das Augenlicht gerettet werden. Es ist wunderbar, dass wir gemeinsam soviel Liebe, Licht und Hoffnung in das Leben der oft sehr verzweifelten armen Menschen bringen dürfen.

Mit diesem Bild der Schulkinder 2010 möchte ich mich von euch verabschieden und euch alle von Herzen drücken. Es ist schön, dass ihr über all die Jahre dieses sinnvolle Projekt unterstützt. Ich freue mich schon jetzt darauf auch im nächsten Jahr wieder für unser Projekt, die St. Josef-Schule nach Calcutta zu gehen. Ich fliege am 09.05.2011.

Ich möchte euch nun allen einen besinnlichen Advent wünschen, gnadenreiche Weihnachten und Gottes Segen für das Neue Jahr 2011.

Familie Marcus Pohl
In den Linden 15
D-78359 Orsingen
Telefon: 07774/922897(ab 20.00h-22.00h)
E-Mail: Pohl-Marcus@web.de

Stand November 2010

Gerne gebe ich euch in diesem PDF noch einen Einblick in die Ausgaben des Jahres 2010: zu den Ausgaben 2010