Jahresbericht 2012

Die St. Josef-Schule in Calcutta/Indien 2012

Hilfe für die Ärmsten der Armen, die Kinder und deren Familien, in einer der ärmsten Slums in Kalkutta

Liebe Freunde der Slumschule in Calcutta,
Ich freue mich sehr, euch die neuesten Eindrücke aus Kalkutta mitzuteilen. Im April diesen Jahres war ich nun zum 21. Mal in Kalkutta. Wir freuen uns alle sehr, dass die Schule nun schon 16 Jahre besteht und vielen Kindern eine Möglichkeit für eine menschenwürdigere Zukunft bietet. Ohne alle eure Opfer wäre dies nie möglich geworden. Dieses Jahr war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr für uns alle. Zum einen war die Opferbereitschaft der Freunde der Schule so gross, wie nie zuvor. Wenige Tage bevor ich nach Kalkutta ging, kamen noch sehr viele kleinere und auch grosse Spenden herein. Ich konnte dieses Jahr fast 41.000 Euro nach Kalkutta mitnehmen, was durch eure Liebe und Fürsorge zusammen gekommen war. Dadurch waren wir in der Lage, sehr viel mehr wichtige Hilfe auf den Weg zu bringen.
Mittlerweile fördern wir jede Woche 94 Familien mit Nahrungsrationen, das sind nochmals 17 Familien mehr als letztes Jahr. Von dieser Hilfe profitieren über 500 Menschen. SIe bekommen immer am Dienstag einen «Esskorb» mit 3-5 kg Reis, 1/2 kg Dall (Linsen), 6 Eier, 1-2 kg Kartoffeln und ein mal im Monat auch Waschseife und manchmal Öl zum Kochen. Für diese Familienhilfe benötigen wir im Jahr ca. 13.5 Tonnen Reis, 2-3 Tonnen Dall (Linsen), 27.000 Eier und ca 1-2 Tonnen Waschseife zum Wäsche waschen und ca. 400 Liter Öl. Momentan sind 83 Kinder auf fortführenden Schulen, das sind 15 mehr als im letzten Jahr. Die Kinder werden mit Stipendien unterstützt dank euer Grossherzigkeit
Ohne Bildung ist das Entrinnen aus dem «Teufelkreis» der Armut nicht öglich. Es bleibt Ihnen dann nur ein Leben in Ausbeutung und Unterdrückung. Dieses schwere Leben haben in Indien leider über 400 Millionen Menschen zu erleiden. Sie haben alle weniger als 50 Cent pro Tag zu Verfügung, wie viele Eltern unserer Schulkinder. Wir sind sehr bemüht, die Schüler weiter zu bilden, um eine gute Perspektive für eine ordentliche Arbeit bei einem anständigen Lohn zu ermöglichen. Unsere Schulkinder kommen überwiegend aus diesen Familien.
Dieses Jahr habe ich auch sehr viel «wertvolles» pädagogisches Material nach Kalkutta mitgenommen. Dies wurde von Privatpersonen und einer Firma kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Airline hat mir dank der Vermittlung eines lieben Menschen in der Schweiz 46 kg Freigepäck ermöglicht. Die Schüler in der Grundschule machen alle grosse Fortschritte. Sie haben ihre Chance im Leben erkannt und sind festen Willens, diese auch zu nutzen, um aus der Unterdrückung und Ausbeutung einen Weg heraus zu beschreiten. Allen ist bewusst, dass der sicherste und der kürzeste Weg aus der Armut der Schulweg ist. Durch die tägliche vollwertige Mahlzeit in der Schule sind die Kinder deutlich gesünder als früher. Die Schulkinder sind viel weniger von Tuberkulose betroffen, als noch vor einigen Jahren. Ich freue mich auch sehr darüber, dass alle Mädchen, die bei uns eine Schneiderinnenausbildung gemacht haben im letzten Jahr eine Stelle gefunden haben oder genug Aufträge erhalten haben um ein menschenwürdigeres Leben zu führen. Die ausgebildeten Schneiderinnen haben nun vielfach ein Monatseinkommen von 50 Euro. In diesem Jahr konnten wir 13 Menschen das Augenlich erhalten bzw. wieder schenken. Einige unserer Schulkinder, aber auch deren Eltern leiden unter dem Grauen Star. Ohne eine Operation wären sie erblindet. Ich möchte mich sehr bedanken, dass durch all eure Opfer diese Hilfe auch möglich wurde. Eine Operation am Grauen Star kostet 150 Euro. Ich habe auch alle armen Menschem im Slum besucht, die in den letzten Jahren an den Augen operiert wurden. Sie alle sehen wieder sehr gut und haben keine Komplikationen. Das ist doch wunderschön.
Nach wie vor sind die medizinischen Kosten für die Armen eine echte Herausforderung. In Indien gibt es ein Krankenkassensystem wie bei uns nicht. Wer kein Geld für eine Behandlung hat, stirbt.
Von dieser bitteren Realität habe ich letztes Jahr schon berichtet. Der kleine Susaan litt an Krebs, an einem Neuroblastom. Durch die Hilfe vieler lieber Menschen konnte Susaan geholfen werden und der Tumor war nach 8 Chemozyklen so klein und abgegrenzt, dass er operiert werden konnte. Die Operation verlief wunderbar. Der 3-jährige Susaan hatte von Oktober 2011 bis April 2012 eine fast normale Kindheit. Eine Woche bevor ich nach Kakutta ging bekam Susaan Schmerzen in den Beinen. Was wir alle befürchteten, bestätigte sich. Susaan erlitt ein Rezidiv. Der Tumor schritt unheimlich schnell voran. Ich hatte die Eltern und Susaan am 21.04.2012 getroffen, um alles weitere zu besprechen. Der zuständige Arzt sagte, wir können nur noch für eine gute palliative Medizin sorgen. Es war unglaublich herzzerreissend und nahezu erdrückend zu wissen, dass Susaan nicht mehr lange zu leben hat. Wir haben dann alles uns mögliche gemacht, damit Susaan so schmerzfrei wie möglich sein konnte, das heisst die ganze palliative Therapie finanziert. Für die armen Eltern war dies zwar kein Trost, aber dennoch eine Hilfe. Ihr Sohn hatte in dieser schwierigen Lage Zugang zu guter Medizin, ohne die er hätte elendiglich leiden müsen. Hierfür gaben wir nochmals 800 Euro aus. Susaan starb kurz nach seinem 4. Geburtstag am 21.06.2012 im Arm seiner Mutter. Am Ende seines Lebens war er noch blind. Er sagte immer wieder: «Mama, es ist dunkel, besser wir schlafen.»
Ich möchte im Namen seiner Eltern allen danken, die Susaan unterstützt haben. Sie danken euch, weil ihr sie in ihrem grossen Leid nicht vergessen habt.
Ich habe auch wunderschöne weitere Neuigkeiten zu berichten. Dank eines lieben Mannes aus der Schweiz haben wir nun eine eigene Homepage der Schule. Diese Homepage ist kostenlos mit viel Mühe ehrenamtlich entstanden und hat auch in Zukunft keine Kosten für uns. Durch die Homepage sind wir in der Lage, noch mehr Menschen, die sich für das Schulprojekt interessieren, zu erreichen. Die Adresse der Homepage lautet: www.calcutta-schule.de

Durch meine mehr als 12-jährige Tätigkeit im Gesundheitswesen in der Schweiz, konnte ich immer wieder neue und gute Kontakte knöpfen. Die Vorsehung meinte es gut und brachte mich in Kontakt mit Menschen aus der Schweiz, die sich sehr für das Schulprojekt interessieren. Einer von ihnen war dieses Jahr beruflich in Kalkutta und hatte sich auch Zeit genommen, sich das Schulprojekt näher anzusehen. Veronika und Jose (Schulleitung) erzählten und zeigten ihm alles was die Schule ausmacht. Er hat wunderbare Aufnahmen gemacht, die auch auf der Homepage zu sehen sind. Momentan entstehen gerade wunderschöne Jahreskalender 2013 mit Bildern unserer Schulkinder. In der Herstellung kostet einer 12 Euro. Ich muss aber kein bestimmtes Kontingent abnehmen, sondern kann immer wieder die bestellen, die angefordert werden. Somit sind wiederum nie Kosten fällig, die von Spenden finanziert werden müssten. Die ganze Vorarbeit und die Gestaltung des Kalenders wurde auch von diesem «Freund der Schule» kostenlos gemacht. Das ist wunderbar. Nach wie vor bleibe ich dem Grundsatz treu, dass kein Geld für Verwaltung ausgegeben wird. Alles was an Verwaltungskosten anfällt, wie Flüge, Porto, Broschüren, etc. wird von meiner Familie selbst getragen und dies soll auch so bleiben, damit jeder einzelne Cent bei den Armen ankommt.
Dadurch, dass auch einige Menschen in der Schweiz bereit sind, die Schule zu unterstützen, gib es nun auch dort ein Konto für die Schule. Nun geht es darum, in der Schweiz einen Förderverein zu gründen, da dies dort viel einfacher ist als in Deutschland. Sobald mehr Klarheit über ein Förderverein in der Schweiz besteht, werde ich dies auf der Homepage kundtun und natürlich im nächsten Jahresbericht.

Durch die vielfältigen Aktivitäten könnt ihr alle sehen, wie nötig und vielfältig die Hilfe im Zusammenhang mit unserem Grundauftrag der Schule ist. DIe Bildung ist für uns das Wichtigste. Hier sind die Lehrer durch ihr grosses Engagement und stetiger Verbesserung der Lehrqualität ein echter Meilenstein. Dank ihres Mühens und Bemühens, die Kinder, die in extremen und schwierigen Bedingungen leben zu befähigen, ihre verborgenen Talente zu entfalten, gelingt es immer wieder, Kinder eine menschenwürdigere Zukunft zu eröffnen. Ohne Bildung haben die Kinder eine schreckliche Zukunft zu erwarten. Eine Zukunft, die wir uns lieber nicht vorstellen, so hart ist sie.
Uns ist aber allen bewusst, dass wir nur ein kleiner Tropfen in diesem Ozean der Armut sind. Dennoch werden wir nicht müde, weiter für die von Leid und Elend gekennzeichneten Kinder und deren Familien einzustehen. Ich möchte euch allen sagen, dass wir natürlich in erster Linie einen Auftrag für die Bildung der Kinder haben. Jedoch wird immer deutlicher, dass wir dieses Thema nicht isoliert von den anderen wichtigen Lebensthemen betrachten können. Einem Kind nützt die Bildung in der Schule nichts, wenn es nicht ausreichend zu essen kann, dann wird es krank. Einem Kind nützt die Bildung in der Schule nichts, wenn es nicht ausreichend zu essen hat, dann wird es krank. Auch nützt dem armen Kind die Bildung nichts, wenn es aufgrund einer Augenerkrankung erblindet, oder aufgrund der Tuberkulose stirbt. So fallen immer vielfältigere Aufgaben für uns alle an, damit wir den Kindern langfristig helfen können. Diese vielfältigen Zusatzaufgaben, die ich kurz angesprochen habe, sind in unseren jährlichen Ausgabenplanung nur teilweise berücksichtigt. Wir können dies nur immer wieder tun, weil es immer überraschende Einzelspenden gibt, die besonders auch für medizinische Hilfe gegeben werden.
Im folgenden möchte ich Ihnen nun gerne einige Bilder zeigen und an dieser Stelle euch alle, im Namen der Kinder und Lehrer, in den Arm nehmen. Ohne eure Hilfe wären viele Tränen nicht getrocknet worden. Tränen haben sich vielfach in ein Lächeln verwandelt und in Hoffnung dank eurer Liebe und eurer Opfer. Vielen Dank an all diejenigen, die zu diesem kleinen, jedoch wunderbaren Werk beitragen.

Die Kinder sind ganz gespannt und freuen sich etwas lernen zu dürfen.

Nach dem Unterricht am Morgen sind die Kinder glücklich über eine vollwertige warme Mahlzeit.

Kaum zu glauben aber wahr. Nach dem Mittagessen machen alle Schüler einen kleinen Mittagsschlaf von ca. 20 Minute.

Die Kinder danken für das Essen.

Jetzt lassen es sich die Kinder gut schmecken.

In solchen Unterkünften und in verwahrlosten Räumen in illegalen Hochhäusern sind die Kinder zuhause.

Sanjoo, 28 Jahre alt, hat schwere Lungen-Tuberkulose. Heute geht es ihm dank euch viel besser. Er wohnt mit seiner Frau und einem Kind mit einer weiteren Familie mit 11 Personen in einem Raum von 4 mal 3 Meter.

Die beiden Menschen links leiden beide an Grauem Star, wurden aber beide erfolgreich operiert.

Hier beraten die arme Frau Sujila, Veronika und ich die konkrete Hilfe für das kommende Jahr bis im April 2013.

Diese Frau ist so arm, dass Worte nicht stark genug sind, dies auszudrücken. Sie ist verwitwet und hat mehrere Kinder, eines davon ist behindert. Sie wohnen auf 4 Quadratmetern. Als ich dort war, konnte ich meine Tränen nicht verbergen. Auch diese Familie wird wöchentlich unterstützt.

Dieses Kind würde gerne zur Schule gehen. Wir haben es im Slum kennengelernt. Das Mädchen arbeitet für 9 Cent am Tag und muss dafür 360 Reisverschlüsse für Jeans machen. Dafür benötigt das Kind 8 Stunden. Mir fehlten die Worte.

Mit diesem fröhlichen Bild von zwei unserer Schulkinder möchte ich mich verabschieden. Es ist grossaritg zu wissen, dass diese Kinder eine Zukunft vor Augen haben, die nicht mehr von Ausbeutung und Unterdrückung geprägt sein wird, dank euch allen. Wenn ihr wüsstet, wie sehr ihr geholfen habt, würdet ihr vor Freude weinen. Es ist schön, dass ihr über all die Jahre dieses sinnvolle Projekt unterstützt. Ich freue mich schon jetzt darauf, auch im nächsten Jahr wieder für unser Projekt, die St.Josef-Schule, nach Kalkutta zu gehen. Ich fliege nächstes Jahr einen Monat früher, am 06.03.2013.

Ich möchte euch nun allen einen besinnlichen Advent wünschen, gnadenreiche Weihnachten und Gottes Segen für das Neue Jahr 2013.

Familie Marcus Pohl
In den Linden 15
D-78359 Orsingen
Telefon: 07774/922897(am besten zwischen 20 und 22 Uhr)
E-Mail: Pohl-Marcus@web.de

Gerne gebe ich euch in diesem PDF noch einen Einblick in die Ausgaben des Jahres 2012: zu den Ausgaben 2012